Samstag: 08.12.2018:
Wir wachen um halb acht auf und das erste was wir sehen ist die schier unendliche Weite der Steinwüste. In der Nähe von Mirabib sollte einmal das europäische Weltraumbeobachtungszentrum entstehen, nach dem Anblick des Himmels der vergangenen Nacht wissen wir warum.
Während Laura unser Bettzeug verpackt und uns Müsli macht checke ich die Umgebung des Autos damit sich nicht ein blinder Passagier in unser Gepäck einnistet. Gestern Abend haben wir noch ein solches am Fuß der Leiter zu unserem Dachzelt gesehen. Laura sagt es war ein großer Käfer, ich bin der Meinung, dass es sich dabei um eine Vogelspinne handelte. Immerhin können wir weder das eine noch das andere in unsrem Gepäck oder im Heck von Helmut entdecken und so machen wir uns auf nach Swakopmund. Dort werden wir zwei Nächte in einem richtigen Bett schlafen da es dort nachts wirklich kalt und feucht sein soll.
Swakopmund ist eine Stadt an der Atlantikküste und war in der Zeit als Namibia noch Deutsch-Südwestafrika hieß, das Zentrum der deutschen Kolonialverwaltung. Nachdem wir hier unser Backpacker bezogen haben, schlendern wir zum Meer und setzen uns an einer Beachbar in die Sonne.

Wir haben auf der Fahrt bei „Hitradio Namibia“, einem deutschsprachigen Radiosender (teilweise wird so krasser Schlager gespielt, die Gartenzwerge einer Schrebergartenkolonie würden sich mit dem tönernen Kopf in der Erde vergraben) gehört, dass an unserem Ankunftstag die Swakopmund-Fashionweek stattfindet. Das reizt uns dann doch nicht so sehr, wir gehen lieber Fisch essen.
Sonntag, 09.12.2018:
Es ist der zweite Advent. Die Straßen sind mit Weihnachtsbeleuchtung geschmückt und im Stadtzentrum steht ein Tannenbaum neben einer Palme. Auch wir sind voll vorbereitet, haben einen Adventskalender und sogar einen Adventskranz in der Größe eines Teelichts dabei. Nur die Stimmung ist alles andere als weihnachtlich. Auch wenn in allen Geschäften und im Radio (wir sind Hitradio Namibia inzwischen untreu geworden) Weihnachtslieder trällern, wir haben unseren Kranz noch nicht entzündet. Die Füße im Sandstrand und mit 50er-Sonnencreme eingeschmiert fällt uns das doch recht schwer.

Heute wollen wir ein bisschen die Stadt und ihre historische Bedeutung zur Zeit der Kolonialisierung erkunden doch davor müssen wir noch ins Shoppingcenter. Das Navi von Helmut geht nicht mehr an, wir verdächtigen das Kabel und wollen ihm ein neues spendieren. Also machen wir einen Abstecher zur Mail, die bezeichnenderweise „Platz am Meer“ (also wirklich auf deutsch) heißt. Wir bleiben mit dem Kabel erfolglos, haben aber mit einem Sandwich und Eiskaffe Erfolg.
Dann geht es auf zum Stadtrundgang und hier bestätigt sich der erste Eindruck von Swakopmund. Nicht nur für Afrika ein sehr deutsches Städtchen. Die Straßen heißen Bismarck- oder Lazarettstraße, es gibt das Café Anton und das Hotel Prinzessin Rupprecht. Wir sehen Autos mit namibischen Kennzeichen und Aufklebern von Bayer 04 Leverkusen oder Bayern München, in einem Vorgarten weht die Fahne von Schalke. Dann verschlägt es uns zu „Peter’s Antiques“, einem so genannten Kultgeschäft in der Swakopmunder Einkaufsstraße. Neben Ansichtskarten aus der Zeit, wo in „Südwest“ die Zeit noch „in Ordnung“ war und allerlei Krimskrams werden hier auch Heimatromane und sogar leere Flaschen „König Ludwig Helles“ feilgeboten. Insgesamt haben wir den Eindruck, dass viele der hier lebenden Nachkommen der Kolonialherren die Ära des Kolonialen sehr hochhalten und möglicherweise sogar etwas vermissen.
Vielleicht hat das Flair dieser Stadt ein bisschen auf uns abgefärbt, denn heute Abend gehen wir ins „Altstadt Restaurant“ auf Gulasch, Champignonrahmschnitzel und Weißbier. Morgen fahren wir zur Spitzkoppe, wo wir auf dem Weg zum Etoscha-Nationalpark eine Zwischenstation einlegen.