Sonntag, 23.12.2018:
Voller Aufregung vor dem bevorstehenden Trip in die Lodge packen wir Helmut zusammen und unsere Sachen für die Weihnachtstage im Okavango Delta. Das Auto lassen wir für den kurzen Urlaub vom Urlaub im Old Bridge Backpackers geparkt. Als Tourist kann man nämlich nur mit einem Kleinflugzeug ins Delta fliegen. So bekommen wir mit unserem Lodge-Aufenthalt nicht nur die Annehmlichkeiten einer solchen Unterkunft sondern auch zwei Flüge über das Okavango Delta.
Mit dem Taxi geht es dann um 7.15 Uhr los zum Flughafen, dem „Maun International Airport“. Die Straße zum Old Bridge kam uns mit unserem 4×4-Fahrzeug relativ entspannt vor, da das Taxi zum Flughafen wohl gar keine Stoßdämpfer mehr hat erinnert uns die Fahrt eher an die Buckelpiste durch den Chobe als an einen innerstädtischen Flughafentransfer. Schließlich biegen wir von Mauns Hauptstraße rechts zum Airport ein. Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt die einzigen Touristen, die anderen Fluggäste sind ausnahmslos Mitarbeiter von Lodges. Da der Flughafen auch Flüge nach Südafrika und Namibia bedient, darf er sich „Maun International“ nennen. Er erinnert optisch eher an ein verlassenes Bürogebäude der ehem. DDR.

Nach einem kurzen Frühstück im Flughafencafé ist dann auch Boarding. Wir haben unsere Boardkarten (handschriftlich auf Papier) bereit und begeben uns durch die Sicherheitskontrolle. Diese ist auch trotz des rustikalen Erscheinungsbildes nicht weniger streng als in München oder Frankfurt. Mit einem Kleinbus geht es aufs Rollfeld wo unsere Maschine wartet und wir von unserem Piloten begrüßt werden. Mit uns fliegen noch zwei Angestellte unserer Lodge. Als ich frage, ob dies ihr täglicher Arbeitsweg ist erzählen sie, dass sie immer drei Monate am Stück in der Lodge arbeiten und dann einen Monat am Stück frei haben.

Wir heben ab und haben einen atemberaubenden Blick auf die Weite des Deltas. Der Flug verläuft total „smooth“ und aus der Vogelperspektive erhaschen wir Blicke auf Elefanten und Antilopen. Das Delta ist momentan ziemlich ausgetrocknet, wenn hier nach er Regenzeit alles mit Wasser gefüllt wirkt es sicherlich wie eine ganz andere Welt.

Nach ca. einer halben Stunde Flug landen wir auf der Lodge-eigenen Landebahn wo bereits unser persönlicher Guide für die nächsten Tage in seinem Jeep wartet. Unser Guide heißt Tabo und scheint ein wirklich witziger Kerl zu sein. Wir sind schonmal erleichtert, dass die Stimmung sehr offen und ehrlich und nicht zu steif und hierarchisch ist. Zum Camp sind es ca. 10 Minuten Fahrt. Bei der Ankunft warten bereits die Mitarbeiterinnen der Lodge und begrüßen uns mit einem Lied. Es ist zum Glück so kurz, dass wir gar keine Zeit haben verlegen zu werden.
Im Anschluss begrüßt uns eine Managerin um uns mit dem Camp, den Aktivitäten und den Sicherheitsregeln vertraut zu machen. Auch wenn es hier an nichts mangelt und wir uns auf einem sehr hohen Standard bewegen, ist es hier doch immer noch Wildnis. Die Lodge ist nicht eingezäunt und zu unserem Zelt sind es fast 10 Minuten zu laufen. Nach Einbruch der Dunkelheit müssen wir uns also von Tabo nach Hause bringen lassen, dürfen den Weg nicht alleine gehen. Als Begrüßungsgeschenk bekommen wir jeder eine gravierte Trinkflasche aus Glas, die wir stets mit gekühltem Wasser befüllen, auf unsere Aktivitäten und anschließend mit nach Hause nehmen können.
Nachdem unser Gepäck bereits in unser Zelt gebracht wurde und wir auch dorthin geleitet werden haben wir jetzt erst einmal ein paar Stunden frei bis um 16 Uhr High Tea serviert wird. Wir erkunden also unser Zelt und lassen uns auf das riesige Bett fallen.

Laura bleibt dort gleich für ein Mittagsschläfchen und mich zieht es zum Pool, wo ich einen anderen Gast treffe. Die Lodge hat eine Kapazität von insgesamt 20 Personen, momentan sind wir sieben Gäste. Auf Seiten des Personals sind es sicher 40 Leute, die für unser Wohlbefinden sorgen. Nach den Wochen der Selbstverpflegung sind wir wohl die dankbarsten Gäste. Der andere Gast, den ich treffe ist Manni aus Portugal. Er hat in den 70ern und 80ern „a little money“ in den Gold- und Diamantenminen im gesamten südlichen Afrika verdient und lebt nun mit seiner südafrikanischen Frau wieder in Portugal. Wir trinken ein paar Bier, gehen in den Pool und reden über Gott und die Welt.
Nach dem High Tea mit frischem Kuchen und Gebäck beginnt unsere „afternoon activity“. Wir fahren zusammen mit Marcella und Pedro, einem jungen Ehepaar aus Ecuador bzw. Kolumbien, in einem offenen Geländewagen durch den Busch auf der Suche nach Tieren. Tabo hat uns zu Beginn danach gefragt, was wir gerne sehen möchten und wir haben wie aus der Pistole geschossen geantwortet: „Leopard“. Also sind wir jetzt auf der Suche nach einem solchen. Auf seine humorige Art erzählt uns Tabo allerlei interessantes über die hiesige Flora und Fauna, wir sehen Giraffen, Elefanten, Impalas, Red Lechwe (eine Antilopenart die sich stets in Wassernähe aufhält), Warthogs (meine erklärten Lieblingstiere des Urlaubs) und diverse Vogelarten. Plötzlich steuert Tabo auf einen Baum zu und als wir diesen erreichen, sehen wir ersteinmal nichts. Doch genau im Gras vor uns liegt ein großer männlicher Löwe der gerade eine Fresspause einlegt. Seine Mahlzeit ist ein Gnu, dessen Bauchhöhle klafft offen und liefert den Beweis, dass es sich bei dieser Art tatsächlich um Grasfresser handelt. Tabo fährt auf die andere Seite des Baumes und bringt uns so auf die andere Seite des Windes. Wir danken es ihm, der Gestank des toten Tieres überstieg fast die Schönheit des Löwen.


Obwohl der Löwe nur knapp vier Meter von uns entfernt im Gras liegt haben wir keinerlei Angst. Was die Anwesenheit eines erfahrenen Rangers doch bewirkt. Wir lassen den Löwen in Ruhe und fahren zu einem Plateau mit Blick zum Horizont, es ist Zeit für den Sundwoner. Tabo und sein Spurenleser Major holen einen Tisch und eine Kühlbox aus dem Jeep und servieren eiskalten Gin Tonic. Mit dem Blick über die Steppe schmeckt dieser einfach so, wie man sich Gin Tonic in Afrika vorstellt.

Nach unserer Rückkehr ins Camp sitzen wir mit den anderen fünf Gästen, den Guides und den Managern der Lodge beim Abendessen, trinken hervorragenden südafrikanischen Wein und tauschen unsere Sichtungen des Tages aus. Auch wenn hier alles inklusive ist braucht es heute genau noch einen Gin Tonic, dann gehen bei uns die Lichter aus.