Sonntag, 16.12.2018:
Während wir zusammenpacken kommt der Ranger vom Vortag und vermeldet, die Internetverbindung (über Satellit) stehe nicht und somit sei keine Kreditkartenzahlung möglich. Weil wir ja heute die Grenze zu Botswana überqueren haben wir in Namibia kein Bargeld mehr abgehoben. Wir haben noch 330 Namibia-Dollar und ein paar Euro. Die Übernachtung kostet aber 500 Namibia-Dollar. Ein für namibische Verhältnisse stolzer Preis von ca. 30 Euro. Ich biete an, dass ich ja als Aushilfs-Ranger den Differenzbetrag abarbeiten kann. Der echte Ranger versteht den Witz nicht und meint, wenn mir dann etwas passiert hätte er nur „big trouble“. Also müssen wir eine Lösung finden und bieten ihm unsere gesamten namibischen Dollar plus 10 Euro an. Der gute Mann hat wohl noch nie Euroscheine gesehen und ist dementsprechend misstrauisch als wir ihm die zwei Fünfer in die Hand geben. Er akzeptiert sie dann doch. Wir haben ein schlechtes Gewissen da er sie wohl nur zu einem äußerst schlechten Kurs gewechselt bekommt. Vielleicht so beschämt wie die Kanadier zwei Tage zuvor packen wir schnell zusammen und fahren über die Sandpiste los Richtung botswanischer Grenze.
Was haben wir nicht alles vom Grenzübertritt nach Botswana gehört: keine verderblichen Lebensmittel zur Einfuhr erlaubt, Schuhe und Reifen werden als Prävention vor der Maul- und Klauenseuche desinfiziert, lange Schlangen bei der Einreise. Nach unserer Ankunft in Windhoek ist dies der zweite von insgesamt 14 Grenzübertritten auf unserer Reise. Uns fällt im Grenzstreifen gleich die hohe Zahl an Fußgängern auf, die die Grenze überqueren. Dabei es ist zwischen dem namibischen Ausreise- und dem botswanischen Einreisehäuschen bestimmt ein 3 KM langer Fußmarsch. Hier erleben wir wieder, was uns bereits öfter in Afrika aufgefallen ist: Frauen und Kinder sind mit Taschen bepackt (manche Frauen balancieren sogar Trolleys auf dem Kopf), Männer schlendern mit einer halb leeren Plastiktüte in der Hand nebenher. Klare Rollenverteilung.
Am Einreiseschalter bekommen wir nach Sekunden unseren Einreisestempel, da wir jedoch mit einem Fahrzeug einreisen werde ich noch zum nächsten Schalter geschickt. Die Dame hinter diesem hat einen sichtlich schlechten Tag. Genervt weist sie mich an, die Daten von Helmut in ein Fahrzeugregister einzutragen. Das Buch ist prall gefüllt mit den Einträgen der letzten Monate und die Seiten sind schon ganz zerfleddert. Ob die im Buch befindlichen Daten jemals gelesen, kontrolliert oder für eine statistische Erhebung genutzt werden – ich bezweifle es. Dann müssen wir noch eine Gebühr für das Auto entrichten. Gut, dass wir kurz vor der Grenze doch noch etwas Bargeld abgehoben haben. Wir bekommen eine Quittung über 152 Dollar, haben jedoch 200 bezahlt. Diskussionen hätten die Einreise nur verzögert. Die umgerechnet 3,50 Euro sehen wir als „unkomplizierte-Einreise“-Gebühr. Hinter der schlecht gelaunten Dame hängt ein großes Poster mit der Aufschrift „We fight corruption“… Immerhin werden an der Grenze weder unsere Schuhe desinfiziert noch unser Essen beschlagnahmt.
Dann sind es noch ein paar Kilometer bis zu unserer Campsite für die nächsten zwei Nächte, dem Senyati Safari-Camp zwischen Kasane (Botswana) und Kazungula (Sambia). Die Region um Kasane am östlichen Ende des Caprivizipfels liegt im Vierländereck mit Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe. Daher werden wir in den nächsten Tagen einige Grenzerfahrung sammeln. Das Senyati Safari-Camp liegt ca. 2 KM von der Hauptstraße entfernt und über eine Sandpiste zu erreichen im Lesoma Tal. Sandpiste kann ich schön langsam. An der Rezeption buchen wir unseren Zeltplatz und einen Transfer zu den Victoria Fällen am nächsten Tag. Leider ist hier generell keine Kartenzahlung möglich, also rein ins Auto, Sandpiste zur Straße, Geldautomaten finden (am besten einen der mehr als umgerechnet 50 Euro ausspuckt, was nicht selbstverständlich ist), botswanische Pula geholt und auf der Sandpiste wieder zurück zum Camp. Zurück in der Rezeption steht vor mir ein anderer Reisender, der wohl das selbe Problem hat wie ich. Er bezahlt schließlich in einer Mischung aus botswanischen Pula und Euro, darauf bedacht noch ein paar Pula für die Bar aufzusparen. Ein weiser Mann. Wie sich herausstellt ist Rainer auch deutscher, also Schwabe. Mit seiner Begleiterin Tanya bleibt er auch zwei Nächte im Camp und die beiden fahren morgen auch zu den Vic Falls. Wir sind eine Reisegruppe. Wie der Zufall es will sind die beiden auch noch auf der Campsite direkt neben unserer, wir laden sie also auf ein Bier ein und quatschen uns fest.

Nach den letzten Tagen ist es richtig erholsam, einmal zwei Nächte am gleichen Ort zu bleiben und nicht das Dachzelt aufzubauen, zu schlafen und dann gleich wieder alles einzupacken. Wir richten uns also häuslich ein (haben sogar ein eigenes Toiletten- und Duschhäuschen sowie eine eigene Outdoorküche). Nach einem schnellen Abendessen gehen wir mit Rainer und Tanya and die Bar, die genau an einem Wasserloch liegt. Von dort oben genießen wir die Aussicht auf die Elefanten, die gerade einmal 15 Meter vor uns die Abkühlung genießen (es hat abends immer noch an die 30 Grad). Plötzlich taucht aus der Dämmerung eine Herde Büffel auf. Ein beeindruckendes Schauspiel als die ca. 200 Büffel in Reih und Glied nebeneinander am kleinen Flusslauf gleichzeitig zu trinken beginnen und innerhalb weniger Minuten wieder in der Dunkelheit verschwinden. Der nahe Ruf eines Löwen bewegt uns dann doch bald dazu, uns ins Dachzelt zurückzuziehen. Ab jetzt werden unsere Schlafplätze keine Zäune mehr haben und die nächtliche Begegnung mit einem Löwen versuchen wir zu vermeiden.
