Donnerstag, 13.12.2018:
Ich erwache von einem lauten, kehligen Röcheln. Beim Schlafengehen habe ich zwar schon zu Laura gemeint, dass unser Zeltnachbar noch lauter schnarcht als ich, aber so laut kann selbst der Typ nicht sein. Etwas verschlafen sage ich zu Laura: „Das ist der Löwe“. Sie lächelt mich verschmitzt an und erwidert: „Ja, ganz sicher ist das der Löwe.“
Nur kurz Sachen angezogen treibt es uns wie von einem Magneten angezogen zum Wasserloch. Sofort sehen wir ihn: ein männlicher Löwe bewegt sich ca. 100 Meter von uns entfernt auf etwas zu. In der Morgendämmerung machen wir sein Zielobjekt aus. Ein zweites Löwenmännchen (der Euphemismus „Männchen“ entbehrt jeder Realität) macht sich an einem erlegten Zebra zu schaffen. Wir denken sofort an das Zebra, das wir letzte Nacht dort am Wasserloch zurückgelassen haben. Mit uns ist ein Paar aus Kanada vor Ort. Er, ca. 50 jährig fuchtelt die ganze Zeit mit einer GoPro umher. Was eine GoPro mit Super-Weitwinkel bei einer Entfernung von 100 Meter zum Löwen auch immer bringen mag. Sie, ungefähr zehn Jahre jünger und mit der Haute Couture des Fotoequipments bestückt, läuft hektisch von links nach rechts um ja den EINEN Schuss zu ergattern. Natürlich machen wir auch Bilder – wir wollen ja nicht nur Zeilen liefern – aber wir sitzen die meiste Zeit da und staunen.


Nach diesem beeindruckenden Schauspiel machen wir Helmut abfahrbereit und verabschieden uns von der Camp-Crew. Die Jungs und Mädels vom Camp wollen unbedingt die Löwenfotos sehen, Löwen waren hier schon seit zwei Monaten nicht mehr. Dann geht es auf zu unserer letzten Station im Etosha, dem Camp Halali. Die ca. 250 Kilometer verfliegen geradezu mit dem Gedanken, innerhalb von nicht einmal 48 Stunden bereits drei der „Big Five“ (Elefant, Löwe, Nashorn, Leopard & Büffel) gesehen zu haben. Wir nehmen den Umweg über den vielversprechenden „Rhino-Drive“ und erspähen dort einen Vogel und eine Fliege auf der Windschutzscheibe. Fair enough.
Im Camp Halali angekommen errichten wir unser Dachzelt, Laura legt sich aufs Ohr und ich gehe eine Runde im Pool schwimmen. Dann zieht ein Gewitter auf und es fängt an zu regnen. Wir verziehen uns unter den Vorsprung, den unser Dachzelt bietet und kochen Gulaschsuppe. Heute werden abends keine Tiere „gejagt“, wir haben Internetgutscheine gekauft und melden uns mal wieder zu Hause. Ich sitze hier, trinke den stärksten Gin Tonic meines Lebens, beobachte den Honigdachs wie er den Nachbarn die Essensreste klaut und schreibe diese Zeilen.