Teil 10: Im Reich der wilden Tiere

Mittwoch, 12.12.2018:

Heute sind wir auf unserer Campsite die letzten die aufstehen, die letzten die frühstücken und die letzten die zusammenpacken und losfahren – es ist 6:15 Uhr. Ausschlafen tut wirklich gut.

Es geht heute auf den zweiten Stop im Etosha-Nationalpark nämlich das Camp Olifantsrus im Westen des Parks. Bis dahin sind es ca. 170 KM über Schotterwege, vorbei an Wasserlöchern und hoffentlich auch an Tieren. Wir nehmen uns für unsere weitere Reise vor, mittags am Zielort anzukommen und wenn möglich die größte Mittagshitze irgendwo im Schatten herumzukriegen. Dann wollen wir kochen und uns bei Sonnenuntergang nochmal auf die Lauer legen, vielleicht läuft uns ja etwas vor die Linse.

Auf dem Weg zum Olifantsrus Camp bekommen wir dann auch geboten, was man sich von einer Safari ins südliche Afrika verspricht. Haufenweise Tiere. Von Springböcken und Gnus über Oryxe, Zebras und Giraffen bis hin zu Elefanten tummeln sich die Tiere an den spärlich gesäten Trinkmöglichkeiten. Die Regenzeit fängt hier gerade erst an (bisher haben wir bis auf den einen Hagelschauer in Windhoek keine Wolke am Himmel erspäht) und die Steppe ist geradezu ausgetrocknet. Die Flussbetten sind leer und die Tiere drängen sich bei jeder Gelegenheit um das wertvolle Nass. Wir wissen, dass sich gerade die Wassersituation im Chobe und im Okavango-Delta auch ganz schnell ändern kann. Für unsere Reise dorthin (etwa zwischen 17. und 26. Dezember) werden wir ein Auge auf dem Regenradar haben.

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Bei unserer Ankunft im Olifantsrus Camp sind wir die einzigen Gäste, dementsprechend ausgiebig fällt auch die Begrüßung durch das Camppersonal aus. Wir bekommen ein Sandwich und eiskalte Cola. Um diese Zeit zu reisen bringt eindeutig den Vorteil, dass fast keine Touristen unterwegs sind, schon gar nicht abseits der Hauptrouten. Direkt hinter unserer Campsite steht ein ca. 15 Meter hohes Stahlgerippe. Es erinnert mich an einen Kran einer Schiffswerft oder das Grundgerüst einer niemals fertiggestellten Achterbahn.

Die kleine Ausstellung im Camp verrät dann aber die eigentliche Verwendung dieser stählernen Konstruktion. In den Jahren 1983 bis 1985 wurden an der Vorrichtung insgesamt 525 Elefanten „geerntet“. Diese Tötungen wurde durch die Regierung und die Nationalparkverwaltung angeordnet um den, damals viel zu hohen, Elefantenbestand einzudämmen. Durch Wanderungen zogen in den Jahren um 1980 vermehrt Elefanten in den Etosha-Nationalpark. Diese Zunahme verringerte zum einen das Nahrungsaufkommen für ihre Artgenossen und andere Tiere. Außerdem wurde der Zorn der Bevölkerung auf die Elefanten immer größer, da gerade junge Bullen vermehrt Zäune, Strommasten und Gebäude zerstörten. Zudem drohte die Gefahr, dass durch die Zerstörungen von Bäumen und Sträuchern das Gebiet zu einer kargen Wüste verkommt. Das Töten wurde immerhin unter die Bedingung gestellt, alle Teile der getöteten Elefanten zu verwerten und den größtmöglichen wissenschaftlichen Nutzen aus den Tieren zu ziehen. Auch trotz dieser Umstände und Bedingungen wirkt für unser Empfinden die Tötung von Elefantenherden in diesem Ausmaß und mit dieser Maschinerie sehr verstörend.

Am Abend (zum Abendessen gibt es Spaghetti mit Pesto und ohne Sand) machen wir uns auf zum Wasserloch. Nachdem wir am vorigen Abend bereits ein Nashorn gesehen haben, was kann das toppen? Wir sitzen und beobachten eine Herde von Elefanten. Die Kühe schützen die Kälber vor allen Gefahren, die an der Wasserstelle auf sie lauern könnten. Zu den Elefanten gesellen sich vereinzelt Schakale und Vögel.

Doch dann schnauben zwei Nashörner herbei, gehen auf das Wasserloch zu um dann kurz davor doch wieder kehrt zu machen. Wir haben echt Glück mit unseren Beobachtungen. Obwohl Nashörner ganz schön imposante Geschöpfte sind haben die beiden doch gehörigen Respekt vor der Elefantenherde und verharren in sicherer Entfernung. Erst als die Elefanten das Wasser freigeben und von Dannen ziehen stillen die Rhinos ihren Durst.

Als die beiden in die Nacht entschwinden taucht noch ein vereinzeltes Zebra auf. So schön diese Tiere auch sind, für uns war die Begegnung mit den Nashörnern der krönende Abschluss des Tages und auch wir ziehen uns auch zurück.

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